Kurz vor Mauthausen fängt es an stark zu regnen. Es donnert und blitzt, der Wind reißt am Segel, wir holen es ein. Wir ziehen Jacken an und bewundern den Fluss, der um uns gesprenkelt wird von Regentropfen. Kurz diskutieren wir darüber, ob wir stoppen, das Unwetter abwarten sollen. Ein Feuerwehrmann rudert an uns vorbei, er steht in einem hölzernen Boot und kreuzt den Fluss. Wir fragen ihn nach seiner Meinung. Er sagt, eine schlechte Idee sei es nicht, der Wolkenbruch wäre aber auch bald vorüber. Weil wir uns zu lange nicht entscheiden können, zieht ein verlockender Sandstrand an uns vorbei, danach ist das Ufer zu steinig und notgedrungen paddeln wir weiter.
Dabei denke ich über Blitzeinschläge in Segelmasten nach. Unseren krönt ein metallener Flaschenzug, ganz oben, wie ein Weihnachtsstern reckt er sich in den Himmel, zieht das jetzt Blitze an? Ob wir den Mast jetzt runter nehmen sollten? Doch dann wären unsere Köpfe der höchste Punkt im Fluss... Auch diese Entscheidung verschleifen wir, die einen sind sich sicher, dass Angst fehl am Platz ist, die anderen ziehen die Schultern hoch und beobachten mit gerunzelter Stirn die Wolken.
Der Donner wird leiser, die Blitze schlagen wo anders ein und das Wasser hüpft über unter und um uns herum und tanzt Salsa.
In Mauthausen legt die Quetzal am linken Flussufer an einem Steg an. Alessandra will nach Wien, in einigen Tagen geht ihr Flug zurück nach Barcelona. Wir sind nass, die Strömung zupft am Boot und während sie ihre Sachen zusammensucht, hupt es. Sehr nah ist sie, die Fähre, auf deren Liegeplatz wir gerade falschparken. Schnell finden wir Lösungen, unsere Aktionen greifen ineinander und ohne Drama räumen wir den Platz, halten das Schiff von glischigen Steinen am Rand aus, wackelig und dennoch sicher genug um so einige Minuten verharren zu können. Der Fährmann ist kulant, wir sollen nur etwas rutschen und zwischen seinen Fahrten können wir das Boot wieder an den Steg ziehen.
Wir verabschieden Alessandra, danken ihr für die schöne Zeit und die wundervollen Fotos. Sie macht sich auf, wird sich zum nächsten Bus durchfragen.
Nachmittags ruft Franz an. Er hat uns Donaukarten kopiert, und möchte uns am Fluss treffen. Kurz nach dem Jachthafen Au finden wir uns, er steht mit einem Freund am Ufer. Weil wir nicht gut anlegen können, halten wir uns mit den Paddeln an Steinen fest. Franz wirft uns verschiedene Reperaturmaterialien ins Boot, Schnur, den Ordner mit Flusskarten und zwei große schwarze Plastikplanen. Der Wind drückt uns zu nah an die Steine heran, ein Holzruder bricht mit lauten Knacken.
Als wir ablegen, fahren Franz und sein Freund noch ein wenig im Schritttempo neben uns her.
Endlich können wir wieder wild campen. Wir finden eine Wiese neben einem kleinen Bach am Straßenrand. Unser Feuer knistert. Dann wird das Unwetter immer stärker. Im Platzregen schaffen wir es noch, Nudeln zu kochen und zu essen. Die Teller füllen sich mit Wasser. Sergio bibbert, er hat das Boot festgebunden und war dabei die meiste Zeit bis zur Brust im Fluss.
Alle verziehen sich in die Zelte. Paida, Sergio und ich gehen in unser Zelt und bemerken, dass es anfängt auf unsere Köpfe zu tropfen. Franz Plane rettet uns. Wir decken die sie über das Zelt. Innen hören wir sie flattern, das Geräusch ist unglaublich laut, der Regen trommelt, der Wind rupft, reißt und wabert mit der Plane, als wollte er uns in die Höhe heben und mit sich nehmen.
Videos: Umut Vedat
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