Freitag, 9. August 2013

DER FRANZ RETTET DAS BOOT

TAG 19
Am nächsten Morgen laufen wir uns wieder über den Weg. Ich bin noch im Halbschlaf, Franz ist bereits hellwach und energiegeladen. Er sagt, er habe auf seinem Boot geschlafen, sich länger hin und hergewälzt, weil er die Strecke kennt, und ihm der Zustand unseres Vehikels Sorgen bereitet.
Er sagt, „ich will euch helfen, komm mit, wir fahren das Boot in meine Firma“.
Ich finde Sergio dösend in der Hängematte, wir springen in Franz Auto und düsen mit der Quetzal im Schlepptau ins Industriegebiet.
Er fährt uns in eine riesige Halle hinein. Dort werden Metallteile von Industrieanlagen gestrichen, die Firma heisst Bauschutz. Mit einer Krananlage hebt er das Boot an, dreht es um. Innerhalb weniger Minuten, ohne Kracken oder Kratzen, wie ein Spielzeug schwebt das Boot durch die Luft. Zwei Mitarbeiter helfen, legen Klötze unter.
Wir düsen wieder los, er besorgt einen großen Eimer Polyesterharz im Baumarkt, zeigt uns auf dem Weg das Schiff, mit dem er seine zweite Donaufahrt plant, im nächsten Sommer. Bei einem Kollegen aus der Metallindustrie besorgt Franz Metall, mit dem er unseren Kiel noch weiter verstärken will. Als wir wieder in der Firma ankommen, sind Sergio und ich bereit, loszulegen. Stattdessen wird die Arbeit an zwei Kollegen weitergegeben, die sich sofort ans Werk machen.



Franz nimmt uns mit in die Küche, gibt uns Kaffee, Eier mit Speck, und erledigt nebenbei ein Meeting. Dann sitzen wir lange in seinem Büro, sehen mit Begeisterung die DVD, über seine Donaureise an. Franz schwärmt vom Fluss, von gastfreundlichen Leuten, erzählt verrückte und abenteuerliche Anekdoten. Er zeigt uns Urlaubsfotos von anderen Fahrten mit dem Boot, Rad oder Kanu. Mir wird immer klarer, wir sind, was das Reisen angeht, Freunde im Geiste. Er, der genug Geld hätte, um es sich in Hotels gemütlich zu machen, genießt es mehr, im Heu, im Gras oder auf dem Wasser zu übernachten.

Vier Stunden nach unserer spontanen Entführung sitzen wir mit Umut, Lisa und Alessandra am Tisch im Jachtclub und berichten ihnen, was passiert ist. Wir sind noch immer geplättet. Glücklich, denn wir hätten uns in unseren kühnsten Träumen nicht vorgestellt, dass unser Schiff eine solche Profireparatur bekommen würde.
Abends kommt Franz vorbei, bringt Wein und sein Logbuch von der Donaureise mit. Paida ist mittlerweile auch angekommen, wir verbringen einen fröhlichen Abend, voller Freude darüber, dass das Boot gerettet wurde.



TAG 20
Jachtclub
Wir warten auf das Boot.
Es trocknet in Franz Firma.
Die Feuerwehr findet eine Wasserleiche in der Donau.
Lisa und ich backen einen Kuchen für den Club. Wir uns erkenntlich zeigen, denn ohne die Hilfe, die Unterstützung, die Freude und den Zuspruch, den wir hier bekommen haben, hätten wir es gelassen, das Boot. Und angezündet. Umut hätte sich sehr über die Bilder gefreut. Kann er haben. Nur: noch nicht jetzt!


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