TAG 19
Am nächsten Morgen laufen wir uns
wieder über den Weg. Ich bin noch im Halbschlaf, Franz ist bereits
hellwach und energiegeladen. Er sagt, er habe auf seinem Boot
geschlafen, sich länger hin und hergewälzt, weil er die Strecke
kennt, und ihm der Zustand unseres Vehikels Sorgen bereitet.
Er sagt, „ich will euch helfen, komm
mit, wir fahren das Boot in meine Firma“.
Ich finde Sergio dösend in der
Hängematte, wir springen in Franz Auto und düsen mit der Quetzal im
Schlepptau ins Industriegebiet.
Er fährt uns in eine riesige Halle
hinein. Dort werden Metallteile von Industrieanlagen gestrichen, die Firma heisst Bauschutz. Mit
einer Krananlage hebt er das Boot an, dreht es um. Innerhalb weniger
Minuten, ohne Kracken oder Kratzen, wie ein Spielzeug schwebt das
Boot durch die Luft. Zwei Mitarbeiter helfen, legen Klötze unter.
Wir düsen wieder los, er besorgt einen
großen Eimer Polyesterharz im Baumarkt, zeigt uns auf dem Weg das
Schiff, mit dem er seine zweite Donaufahrt plant, im nächsten
Sommer. Bei einem Kollegen aus der Metallindustrie besorgt Franz
Metall, mit dem er unseren Kiel noch weiter verstärken will. Als wir
wieder in der Firma ankommen, sind Sergio und ich bereit, loszulegen.
Stattdessen wird die Arbeit an zwei Kollegen weitergegeben, die sich
sofort ans Werk machen.
Franz nimmt uns mit in die Küche, gibt
uns Kaffee, Eier mit Speck, und erledigt nebenbei ein Meeting. Dann
sitzen wir lange in seinem Büro, sehen mit Begeisterung die DVD,
über seine Donaureise an. Franz schwärmt vom Fluss, von
gastfreundlichen Leuten, erzählt verrückte und abenteuerliche
Anekdoten. Er zeigt uns Urlaubsfotos von anderen Fahrten mit dem
Boot, Rad oder Kanu. Mir wird immer klarer, wir sind, was das Reisen
angeht, Freunde im Geiste. Er, der genug Geld hätte, um es sich in
Hotels gemütlich zu machen, genießt es mehr, im Heu, im Gras oder
auf dem Wasser zu übernachten.
Vier Stunden nach unserer spontanen
Entführung sitzen wir mit Umut, Lisa und Alessandra am Tisch im
Jachtclub und berichten ihnen, was passiert ist. Wir sind noch immer
geplättet. Glücklich, denn wir hätten uns in unseren kühnsten
Träumen nicht vorgestellt, dass unser Schiff eine solche
Profireparatur bekommen würde.
Abends kommt Franz vorbei, bringt Wein
und sein Logbuch von der Donaureise mit. Paida ist mittlerweile auch
angekommen, wir verbringen einen fröhlichen Abend, voller Freude
darüber, dass das Boot gerettet wurde.
TAG 20
Jachtclub
Wir warten auf das Boot.
Es trocknet in Franz Firma.
Die Feuerwehr findet eine Wasserleiche
in der Donau.
Lisa und ich backen einen Kuchen für
den Club. Wir uns erkenntlich zeigen, denn ohne die Hilfe, die
Unterstützung, die Freude und den Zuspruch, den wir hier bekommen
haben, hätten wir es gelassen, das Boot. Und angezündet. Umut hätte
sich sehr über die Bilder gefreut. Kann er haben. Nur: noch nicht
jetzt!
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