TAG 13
Linz, Kajakclub
Weil zu wenig Leute zusammenkommen, um
das Drachenboot zu steuern, gibt Wolfgang den anderen einen
Kajakkurs. Derweilen schlendere ich durchs glutheiße Linz und poste
unseren Blogeintrag vom Hotspot eines der fünf Eiscafés am
Hauptplatz. Alles und alle sehen sehr schick und reich aus, ich habe
noch Sand im Haar und fühle mich wohl und doch fremd. Später
verschlägt es mich in Ecken, die weniger sauber sind, dort gibt es
Stripclubs und Spelunken. Zwielichtiger als der Rest der Stadt, doch
im Vergleich zu richtigem Slum oder sogar einer ostdeutschen
Problemkleinstadt stellt sich kein Gefühl von Bedrohung ein. Mir
begegnen vier Punks mit Hunden und ich folge längere Zeit den Heavy
Metall Klängen aus einem Hochhaus, doch finde kein erhofftes
Probenkellerkonzert. An der Donaupromenade reflektiert sich das Echo
eines österreichischen Singer Songwriters mit Rockröhre und Lust am
Protestsong von der anderen Flussseite. Ein Musikfestival, gratis,
viele Sitzen im Gras und hören zu. Neben einem schicken Hotel baut
sich ein Orchester auf für Swingmusik. Besucher und Stadtbewohner
flanieren, sind im Durchschnitt 45 Jahre alt und sehen sehr glücklich
aus. Es ist Wochenende.
Als ich zurückkomme sitzen die anderen
mit Wolfgang und dem Nachbarn am Feuer. Wir genießen den letzten
Abend zusammen.
TAG 14
Linz, Kajakclub – Ufer bei
Steyregg
Wir packen, Umut und Lisa nähen ein
neues Segel. Der Nachbar, der uns die letzten Tage immer wieder
besucht hat, mit raffinierten Lebensmitteln unserem Speiseplan das
gewisse Etwas hinzugefügt hat, ist wieder da. Weil wir auf der Donau
angeln wollen, gibt er uns ein paar Haken, Schnur und Tipps mit auf
den Weg. Trotzdem, er glaubt nicht wirklich daran, dass unsere
Versuche von Erfolg gekrönt sein werden.
Auf Rundhölzern rollen wir das Boot
ins Wasser, Touristen aus Tschechien helfen dabei. Erst gegen Abend,
17.30 Uhr, brechen wir auf. Lisa und Alessandra kommen schnell und
ohne Probleme mit den Paddeln zurecht. Dank der Spende von Wolfgang,
können jetzt alle zugleich rudern oder steuern. Auf einem der neuen
Paddel klebt ein Aufkleber mit der Aufschrift „Ebner“.
Wir sind euphorisch.
Wenige Minuten später fällt mein
Blick auf den Stauraum in der Schiffsspitze. Und erschrecke. Das
Wasser ist wieder da, es steht höher und steigt schneller als zuvor.
Als vor der Reparatur. In der nächsten Stunde sitzt wechselweise
immer jemand von uns auf dem Boden, versucht der Pfütze mit dem
Schwamm her zu werden. Die Sonne sinkt sowieso, das Boot hat es
geschafft, auch wenn es mittlerweile sehr tief und schief liegt. Wir
binden es an einem Baum fest und improvisieren Anker aus Steinen.
Sergio und ich bleiben beim Schiff. Schweigen. Ich bin schockiert.
Frustriert. Wir reden über den Schaden und darüber, dass er
wahrscheinlich dadurch, dass wir das Boot schon zu viel am Land
bewegt, geknickt, geschoben und gerollt haben, noch schlimmer werden
kann. Wie zum Teufel sollen wir das jetzt wieder reparieren!
Die anderen bauen die Zelte im Auwald
auf und Umuts Feuer vertreibt erste Mücken. Die Stimmung ist kurz
gedrückt, dann fangen wir an, den Abend trotzdem zu genießen.
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