Freitag, 9. August 2013

METAEBENE

FRAGEN

1. Lisa ist seit über einer Woche in Österreich. Sie ist gekommen, um auf einem Boot zu reisen. Sie war bis jetzt erst 1 Stunde auf dem Wasser. Wir haben uns in 8 Tagen 8 km weit bewegt. Das ist 1 km/Tag, wie viel ist das in km/h?

2. Zuvor waren wir schon langsam. Nun setzte sie ein, die totale Entschleunigung. Stillstand. Warten. Kann man das noch Reisen nennen, wenn man sich nicht vom Fleck bewegt?

3. Sollen wir bleiben, oder gehen? Anders weiter ziehen?

4. Wir nennen uns Anti-Krisenprojekt und sagen, dass wir aus Problemen mit Hilfe von Kreativität neue Möglichkeiten entwickeln wollen. Nun haben wir sie erlebt, die Krise, und sie war noch kritischer, als wir es uns erträumt hatten. Was war das nun? Theoretische gefestigter, redegewandter Idealismus, oder ist das auch alltagstauglich?

5. Wir sind kapitalismus- und konsumkritisch. Jetzt sitzen wir seit 6 Tagen in einem Jachtclub und trinken Bier zu Clubpreisen. Haben wir damit bewiesen, dass wir für ein Mehr an Komfort dankbar unsere Ideale aufgeben?


REFLEXIONEN
1. In diesem erzwungenen Stillstand gleichen wir Ideal & Wort mit Realität & Tat ab. Willst Du das wirklich, diese Reise die Donau hinunter mit einem selbstgebauten Boot - oder erzählst du dir gern eine Geschichte, in der du vorkommst als strahlend mutig wild und gerissen?

2. Komfort ist schön, doch dann kommt der Durst nach Donauwasser. Zu viele Annehmlichkeiten machen träge, die Muskeln fangen an, wieder weich zu werden.

3. Als wir kurz davor sind, die Hoffnung aufzugeben, treffen wir Menschen, die uns unterstützen und an uns glauben. Unser sehr improvisiertes Vehikel lädt andere dazu ein, sich in unser Projekt einzubringen. Manche Leute machen uns Angst. Doch wir treffen immer mehr, die die Donau gut kennen oder die die Strecke schon einmal gefahren sind. Die bestärken uns eher und schwärmen von ihren Erlebnissen.

4. Franz sagte uns, ich reise gerne so, doch ich kann mich dazu entscheiden, weil das Geld für einen Urlaub mit Hotel und Essen gehen, das habe ich in der Tasche.
Wir haben nur wenig Geld. Und dennoch haben wir viele Optionen, die wir in der Nacht in der er sich dazu entschloss, uns zu helfen, durchspielten. Alle klangen eigentlich sehr verlockend:
Trampen auf der Straße
Trampen auf dem Fluss
In kleinen Gruppen oder einzeln, als eine Art Rennen in dem wir gegeneinander antreten.
Hand gegen Koje (Kost und Logis durch Arbeit auf einem Frachtschiff erarbeiten)

5. Wir bekamen einen Überblick über unsere Möglichkeiten und Optionen, und mussten sie abwägen:
Durchhalten Genuss
Herausforderung Weiterziehen
Geld ausgeben für eine Profireparatur Selbst reparieren
Einzelentscheidung, jeder für sich Gruppe bleiben
Einzelkämpfer Das Boot fahren, was nur gemeinsam geht

6. Ein sehr schöner, sehr exklusiver Motorboot- und Jachtclub hat uns seine Türen geöffnet. Wir fallen dort ein, als bunter Haufen, mit unseren Wäscheleinen und der Hängematte. Immer hatten wir gedacht, werden wir solche Orte nur aus der Ferne betrachten können. Jetzt sind wir mitten drin, erleben Menschen die das Herz am richtigen Fleck haben, die uns überhaupt nicht von oben herab betrachten. Wir lernen uns kennen, Menschen, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären, werden an der Donau zu Flussmenschen. Unsere Gemeinsamkeit ist das Wasser, die Erzählungen über Schleusen, Sandbanken und gute Tipps für Nachtlager.

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