Freitag, 6. September 2013

TAG 42, Bootsverabschiedung.

Altarm bei Greifenstein. 

Am Morgen machen wir uns abfahrbereit.

Wir packen


Verpacken auch das Boot mit einer dreifachen Schicht Plastikplanen.

Bevor wir gehen, verabschieden wir uns von Anne-Marie. Die Paddel dürfen vorerst unter dem Kioskwagen liegen bleiben. Ich werde sie bald abholen, um sie zum Kloster Metten zurückzubringen. Anne-Marie fragt, wie wir weiter kommen. "Trampen?" Sie schüttelt den Kopf, umarmt uns und sagt: "Passt auf euch auf!"

Wir stehen am Straßenrand. In Israel, in Jordanien war das einfach, also sind wir zuversichtlich. Doch nach einer Stunde hat immer noch niemand angehalten. Die Fahrer blicken durch uns hindurch. Nur ein Mann auf einem Motorrad zuckt entschuldigend mit den Schultern.
Noch sehr viel länger zu warten, und irgendwann im Dunkeln zu stehen, ist keine Lösung. Also laufen wir lieber.

Wenige Minuten später finden wir einen Bahnhof und ich versuche den EC Karte doch noch ein Ticket abzuringen. Weil ich mich bei den Ausgaben grob verrechnet haben, herrscht leider Ebbe. Die S-Bahn kostet nur noch 4,20 Euro pro Person - doch das sprengt den Kreditrahmen. Verdammt..

Auf der Landkarte sieht es nach etwas zwischen 10 und 15 Kilometern Fußweg aus, unsere Beine sind jung und es ist noch früher Nachmittag. Es ist möglich, Wien am frühen Abend zu erreichen.

Kurz nach dem Bahnhof biegt ein Kleinbus mit einem jungen Paar auf die Hauptstraße vor uns ein. Ich habe flüchtig Blickkontakt mit dem Fahrer, er sieht freundlich aus, ich hebe den Daumen. Er hält sofort an und steigt aus, um uns auf dem Rücksitz, auf dem sich Körbe mit Obst und Gemüse drängen, Platz zu machen. Sagt: "Klar könnt ihr mitfahren!" 

Auf dem Beifahrersessel lacht uns seine Freundin an. Beide sind interessiert an unserer Geschichte und stellen Fragen. Freunde von ihnen, auch ein Paar, reisen auf ähnliche Art und Weise. Er ist Chilene, sie Österreicherin. Deshalb verstehen sie unseren Traum vom eigenen Boot, mit dem man auf dem Internationalen Gewässer der Donau Europa verlassen kann, sehr gut.

Nach kurzer Fahrt erreichen wir Wien. Sie lassen uns an der U-Bahn aussteigen und schenken uns zum Abschied eine Handvoll Zwetschgen.

Es ist 18.30 Uhr. Wir haben es geschafft. Und die Erschöpfung steigt in uns hoch. 


TAG 40-41, Zwei Tage am Altarm.

Altarm bei Greifenstein. 

Wir campieren im sandigen Wald, der immer niedriger werdende Wasserstand hilft uns und das Boot liegt schon nach der ersten Nacht mehr am Strand als im Wasser. So kann es einige Zeit überstehen, bis wir einen besseren Platz gefunden haben.

Ein letztes Mal Piratenleben.

Wir kochen Tee im Feuer.

Später ziehen wir das Boot mit einem ausgeklügelten System mit mehreren Tauen noch weiter nach oben.
Gegenüber gibt es ein schwimmendes Lokal und zwei Kioske.
Auf dem Berg am anderen Ufer tront eine Burg.
Das Lokal gegenüber heißt African Queen.
Von ihm aus kann man unser Boot am Strand liegen sehen.
Wenige Meter weiter finden wir einen sehr außergewöhnlichen Kiosk.
Der Besitzer heißt Friedel und mag Kuba.
Es gibt einen offenen Bücherschrank, zum Bücher Tauschen.

Es ist Sonntag. Wir haben Hunger. Der Kisokbesitzer, Friedel, hilft uns mit Nudeln und Milch aus. Wir können unseren Wasserkanister bei ihm auffüllen. Geld lehnt er ab, sagt: "Ist ein Geschenk!" 
Sein kleiner schwarzer Hund ist freundlich, läuft einige Meter mit uns mit, bringt Steine zum Apportieren. Plötzlich wirkt er aufgeregt, wittert etwas und fängt an ein tiefes Loch zu graben. Dabei "versinkt" er  buchstäblich in diese Tätigkeit und vergisst uns dabei. 
Friedels Mitarbeiterin Anne-Marie, eine sympatische Frau im Alter meiner Eltern - sehr geradeaus, stark und herzlich zugleich - fragt nach unserer Geschichte. Ich erzähle ihr vom Boot, davon, dass wir gerade auf Reisen sind und dass wir im letzten Jahr im Middle East waren. Sie meint: "Meine Güte, Kinder...? Und wo gehts jetzt hin?" -  "Istanbul", sagt Sergio. Sie fragt: "Sag mal, müsst ihr immer in die Krisengebiete?"

Dann wechseln wir das Thema, beratschlagen mit ihr, wie wir weiter vorgehen können. Zuerst einmal wollen wir die umliegende Umgebung abklappern. 

Am nächsten Tag suchen wir nach einem Ort, an dem wir unsere Schwimmwesten lassen dürfen. Passieren dabei einen skurrilen Bootsverleih...



--der freundlich ist, leider keinen Bedarf an unseren orangen Westen hat. Schließlich dürfen wir sie in einem Lokal  lassen, das Tretboote vermietet und sie nun ein Jahr lang den sporadisch auftauchenden Nichtschwimmern anbieten wird. Ihnen nützt es - und wir haben das Lagerproblem gelöst.

Gegen späten Nachmittag mache ich mich auf die Suche nach Essen. Ich habe keine Schuhe an, in der Hoffnung, dass es irgendwo in der Nähe etwas geben wird. Ein Geschäft bleibt unauffindbar, also frage ich in einem Lokal nach, ob sie uns dort Lebensmittel verkaufen können. Der Ober mustert mich mit kühlem stechenden Blick und sagt: "Nein." 

Er schickt mich ein paar Dörfer weiter zum Supermarkt. Ich bin zu schüchtern, um einfach an Haustüren zu klingeln, Privatleute um Brot und Milch zu bitten. Also lege ich die vier Kilometer barfuß zurück. Versuche unterwegs zu trampen. Keiner hält. Schade.
Kurz vor dem Ziel kann ich den Laden nirgends sehen. Eine Cafehauskellnerin mit Akzent zeigt mir freundlich die Richtung, ein Passant läuft mir hinterher, als ich falsch abbiege, ruft er mir den richtigen Weg zu.

Genug Zeit, um zu grübeln. 
Komisch, noch vor einigen Jahrzehnten war es Gang und Gäbe, weite Strecken barfuß zu laufen. Warum fühle ich mich jetzt seltsam nackt, arm oder auch: anarchisch? Vogelwild?
Wenn man ohne Schuhe läuft, ist man jetzt anscheinend irgendwie dubios.. 
Oder Gesundheitsfanatiker. Oder schusselig. 

In der Hausnummer 73 haben die Hausbewohner viel Kram im Garten, sieht nach Bastlern aus, und ein Schlingensief-Zitat am Zaun: "Bleib realistisch, plane ein Wunder." 

Als ich zum Altarm zurückkomme, ist bei Friedel eine Party. Djs legen auf und viele fröhliche Menschen wippen zur Elektromusik, während es langsam dunkel wird. Sergio sitzt am Strand gegenüber und entfacht das Feuer. Ich koche die ekelhafteste Mahlzeit der ganzen Fahrt: Reis mit zu viel Salz, halb gar. Dazu Nudeln, teils zu weich, teils hart und in Klumpen aneinanderklebend. An einer Sauce mit Tomaten aus der Dose und einer großen Prise Sand.  
Sergio und ich würgen etwas davon hungrig hinunter. Dann retten wir uns mit  Marmeladenbroten und Milch. 
Er schläft neben dem Feuer ein und ich gehe noch einmal zu Friedel, um Wasser zu holen. Die Party ist voller geworden und ausgelassener. Ich stehe etwas verloren, aber sehr zufrieden zwischen den Feiernden und bestaune die Feuertonnen, Visuals an den Wänden und die ausgelassen angeschwippsten Tänzer. Wie ein Geist, ohne Schuhe, mit meinem Wasserkanister sauge ich mich voll von den Bildern und der Stimmung. Dann ein schneller Dauerlauf durch den stockdunklen Wald, den Weg mehr fühlend als sehend, zurück zum Zelt. Innerlich tanzend.

Die Musik läuft weiter, bis es hell wird und der Gedanke, dass da drüben ein Haufen Leute Spaß und gute Laune hat, macht mich zufrieden und gibt mir gute Träume. 

Donnerstag, 5. September 2013

TAG 39, Letzte Fahrt.

Tulln - Greifenstein 

Am 4. Tag scheint die Sonne wieder.
Die S-Bahn bringt uns nach Tulln, nach kurzem Fußweg stehen wir vor der Quetzal, die vom Regen schwer geworden und hinten rechts arg abgesackt ist. Das Wasser lässt sich ausschöpfen, nach knappen 1,5 Stunden brechen wir auf.

Der Wind steht günstig. Ein bisschen foppt er uns, dreht immer wieder, kommt von links, rechts, links, rechts. Wir fahren zickzack, immerhin geht es so schneller - und was am Wichtigsten ist: Vorwärts und nicht Rückwärts.

Für die 10 Kilometer bis zur Schleuse brauchen wir nur vier Stunden.
Die Erinnerung an den Tag mit Sturm, an dem wir in zwei Stunden nur einen Kilometer weit kamen, rückt in weite Ferne, erscheint seltsam absurd.

Am Kraftwerk Greifenstein geraten wir an den ersten Beamten, der sich dafür interessiert, woher wir kommen. Ich bin sehr stolz, und sage: "Aus Deggendorf!" Er meint, er wundere sich nur, wie es sein könne, dass die anderen vor ihm uns so sang- und klanglos haben passieren lassen... Für so ein Gefährt verlange er normalerweise eine Sondergenehmigung. Schleusen könne er uns ausnahmsweise doch, jedoch nur, wenn wir den Ablauf für die anderen Schiffe nicht verzögern würden. Er bittet uns, das Boot bis knapp vor die Schleuse zu paddeln, in der Mitte zu halten und dann direkt nach dem nahenden Passagierschiff- schnell!! - in die Kammer einzufahren.

Das Schiff kommt nach wenigen Minuten. Es ist klein und windschnittig, langezogen und niedrig, mit schicken roten und blauen Beschleunigungsstreifen an den Seiten. Die Passagiere sitzen in Reihen hintereinander, wie in einem Bus oder Flugzeug. Ein bisschen sieht es aus wie ein Verkehrsmittel im Sciencefictionfilm. Durch die Heckscheibe sehen wir zwei Frauen, die ein Baby an den Händen halten, das auf seinen feisten Beinchen wacklig zu tanzen scheint. Wir winken. Sie winken. Lachen. Auf der Rückseite steht ihr Reiseziel: Bratislava.

Der Schleusenmann hat es eilig, das Wasser sinkt schneller als gewöhnlich. Wir sind zu dritt in der Kammer, ein Frachtschiff und die Bratislava-Rakete lassen die Motoren laufen und wir wackeln auf und ab, sind aber erfahren genug, um die Kontrolle über unser Boot zu behalten. 

Beim Ausfahren krächzt der Lautsprecher etwas Unverständliches, wir zucken mit den Schultern, der Beamte steckt den Kopf aus dem Fenster und wiederholt: "Gleich rechts halten!"

Auf die Schleuse hält bereits das nächste Schiff Kurs, wartet mit Sicherheitsabstand, wir sind also nicht in Gefahr. Trotzdem, paddeln wir so schnell wir können und biegen kurz nach der Schleuse endlich in den Altarm Greifenstein ein.


TAG 36-38, Warten.

Wien.

Es regnet. Es stürmt. Wir sitzen in der Wohnung und warten besseres Wetter ab.


Mittwoch, 4. September 2013

TAG 33 - 35, Der Sturm.

Wien und Tulln. 
 
DAS VORHABEN
Wir wollen das Boot von Altenwörth bis zum Altarm in Greifenstein, hinter der nächsten Schleuse, paddeln. Auf dem Weg will ich herausfinden, ob ich mir vorstellen kann, sogar noch etwas weiter zu rudern, vielleicht doch bis Bratislava? Umut kann nicht mehr mitkommen, wird morgen wieder nach Istanbul fliegen. Es wird unser erster Versuch werden, es nur zu Zweit zu bewegen.

Vielleicht sind meine Bedenken unbegründet, und ich kann es noch eine Woche länger genießen, Seemann zu sein? Sollte dem nicht so sein, wird die Quetzal im nächsten Altarm einige Zeit liegen bleiben, Sergio kann ausreisen und ich werde mich dann mit genügend Zeit weiter um das Boot kümmern.


 30 Flusskilometer liegen vor uns. Wir planen das in 3 Tagen zu schaffen.

WIEN - ALTENWÖRTH
Sergio und ich leihen uns zwei Fahrräder aus.
Der Vormittag ist vielversprechend sonnig, wir trödeln und erreichen das Boot am Nachmittag. Es steckt im Schlamm fest, so wie wir es zurückgelassen haben. Wenigstens ist kein Wasser eingedrungen. Sergio bereitet es auf den nächsten Tag vor, watet im zähen Matsch hin und her und wird davon unglaublich erschöpft. Ich koche im Lagerfeuer, nach dem Essen fallen wir ins Bett.

ALTENWÖRTH - TULLN
Am nächsten Morgen legen wir ab, noch immer ist es sonnig, mäßig windig, wir kommen bis Tulln gut voran. Leider verpassen wir eine Freundin, die zu uns stoßen wollte, weil unser Handyakku den Geist auf gibt. Gegen Abend ziehen dunkle Wolken auf, der Wind dreht und bläst uns ins Gesicht, weshalb wir kurz nach Tulln früher anlegen, als geplant, und uns neben dem Fahrradweg häuslich niederlassen. Immerhin haben wir es 19 km weit geschafft, haben nur noch 10 km bis zum nächsten Zwischenziel vor uns.
Außerdem zeigt sich, dass kaum mehr Wasser von unten ins Boot sickert. Ein Lichtblick!

TULLN
In der Nacht regnet es stark und es kühlt ab. Der Wind weht immer noch unerbittlich, von vorne. Wir verbringen den Tag im Zelt und essen Gugelhupf, hoffen auf besseres Wetter. Spaziergänger, die mehrmals täglich ihre Hunde am Donaufußweg an uns vorbei Gassi führen, wundern sich, dass wir nachmittags immer noch da sind: "Na, schlafen die??! Hallooooo!!!"
Wir rufen zurück: "Sind mit dem Boot unterwegs und warten besseren Wind ab..."
Sie antworten lakonisch: "Na, das wird morgen auch nicht besser...." und ziehen wieder ab.
Wir schlucken trocken.. Und schlafen früh ein.

TULLN. DER STURM
Am nächsten Tag ist es erst sonnig, doch bis wir alles gepackt haben, ziehen Wolken auf. Der Ostwind ist immer noch da, keine Aussicht auf Windstille. Wir beschließen, es trotzdem zu versuchen, 10 km sind schließlich nicht die Welt.

Auf dem Wasser sieht es schlimm aus. Die Wellen schlagen hoch, wie auf dem Meer. 

Quelle: www.wetter-infos.net
Zumindest fühlt sich das für mich so an... 

Der Wind schiebt uns, mit offenem Segel beträchtlich- mit geschlossenem aber kaum weniger unangenehm - hin und her. Man rudert mit voller Kraft - auf der Stelle. Verbissen strengen wir uns noch mehr an. Mein rechtes Handgelenk beginnt zu schmerzen, ich habe es vor einer Woche zu stark belastet. Sergio versucht uns vom Wasser aus schwimmend vorwärts zu ziehen. Die Donau ist kalt. Das Boot bewegt sich kaum. Ich fühle mich machtlos.Werde panisch.

In zwei Stunden kommen wir einen Kilometer weit.
Ich verliere die Nerven. Wir brechen ab.

Als wir das Boot festbinden, sind wir noch in Sichtweite zu unserem letzten Ankerplatz. Eine Stunde lang machen wir es wetterfest, bedecken das Schiff mit Plastikplanen. Danach nehmen wir die Räder und strampeln im immer stärker werdenden Regen am Fluss entlang, zurück Richtung Stadt. Knappe 30 km liegen noch vor uns. Auf halber Strecke stellen wir fest, dass wir das Fahrradschloss im Boot vergessen haben...
Glücklicherweise kommt eine Passantin mit Hund vorbei und leiht uns ihr Handy. Unsere Freund sind damit einverstanden, dass wir ihnen für die nächsten Tage ein anderes Schloss organisieren, also können wir weiterfahren und kommen abends, tropfnass, todmüde, wieder in Wien an.

Mein Blick fällt auf ein Plakat...

Quelle: www.derStandard.at
Naja...


Dienstag, 3. September 2013

TAG 32, Die Entscheidung. Der Plan. Teil II

Bild: Umut Vedat
... Fortsetzung vom Teil I

In einem Wiener Wohnzimmer. 


DER NEUE PLAN 
Die Quetzal ist kein schickes, schnelles, schnittiges Boot, aber zumindest fährt es, mit seinem gemächlichen Tempo, ganz gut die Donau runter.

Wenn wir die Zeit sehr viel großzügiger ansetzen, mehrere Sommer nacheinander, ein bis zwei Monate lang nur kleinen Teil der Strecke fahren, können wir vieles intensivieren. Wir werden mehr Fokus auf die Länder, Begegnungen, das was wir beobachten und wen wir treffen, legen. In jedem Land können wir beispielsweise einen neuen Mitfahrer an Bord nehmen. Und nach jedem Abschnitt die künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Erlebten präsentieren. Alles kann mit genügend Zeit weiter wachsen, sich entwickeln.

Ein anderer in der Runde, Robert, ist begeistert. Wie wir "alle in einem Boot" sitzen. Ihn fasziniert, dass die Crew sich aus Menschen zusammensetzt, die aus so unterschiedlichen Ländern kommen. Er denkt über Zuwanderung nach, über Rassismus, über die Parole: "Das Boot ist voll". Darüber, wie wir miteinander lernen und unsere unterschiedlichen Perspektiven auf Situationen schildern könnten. Themen, denen wir auf der Spur sind, für die beim Schiffsalltag, denn wir alle erst begreifen mussten, noch wenig Zeit blieb. Dieses Jahr haben wir gelernt, wie die Reise in etwa ablaufen kann, in der Zukunft können wir die neuen Erkenntnisse umsetzen. Warum also nicht das ganze Vorhaben verfeinern und mit genügend Vorlauf, Plan und Sponsoring wiederaufleben lassen?

Mit einem kleinen Budget können wir das Boot reparieren, vielleicht sogar noch ein anderes Schiff finden und restaurieren. Wir können besseres Equipment organisieren. Eine größere Öffentlichkeit erreichen. Mit dem Startpunkt in Wien liegen die meisten Schleusen hinter uns, der spannendere Teil der Reise noch vor uns. Nach Wien, da geht´s erst richtig los!

In der Runde finden sich genug, die sich vorstellen können im nächsten Jahr mitzuhelfen. Beim Renovieren. Beim Bauen. Das Gespräch zerfasert sich. Stunden später spielen zwei Schach in der verrauchten Küche und träumen noch immer von Tretbootantrieben und eigenem Bootsdesign. Der erste Funke ist übergesprungen, eine neue Gruppe hat Blut geleckt. Die Abmachungen bleibt irgendwo zwischen Euphorie und Traum hängen, noch unverbindlich.

Für uns dagegen, ist die Entscheidung gefallen. 

Das hier war der erste Testlauf.  

Das Boat to Istanbul wird im nächsten Jahr weiter schippern! 






TAG 32, Die Entscheidung. Die Optionen. Teil I

In einem Wiener Wohnzimmer.




Ein Kaffeebesuch bei Fiona Brady verlängert sich in den Abend hinein und ihr großes Wohnzimmer füllt sich nach und nach wie zufällig mit jungen Kreativen, die mit Musik, Film, Theater und bildender Kunst arbeiten.

Wir ergreifen die Gelegenheit, geben den Laptop mit Bildern von der Quetzal herum und berichten vom Projekt. Wir stellen die Frage in den Raum: Es sieht so aus, als müssten wir die Fahrt bald abbrechen. Der Herbst kommt, damit bald schlechter Wind und außerdem läuft Sergios Aufenthaltsgenehmigung ab. Bis Serbien kommen wir nicht mehr, sollten also besser den Schengenraum verlassen, so schnell wir können. Doch wie kann es mit dem Projekt weiter gehen? Gemeinsam fangen wir an herum zu spinnen.

Welche Möglichkeiten haben wir?

1. HAUPTSACHE DAS BOOT KOMMT NACH ISTANBUL
Wenn wir es allen Ernstes dieses Jahr noch zum Delta und dann nach Istanbul schaffen wollen, dann müssen wir das Boot per Frachtschiff oder LKW nach Istanbul zu karren. Dann würde die Geschichte ganz glatt aufgehen.

Das würde dann nur die Idee eines Bootes, das uns fast gratis trägt - einer Reise, in denen man den aufkommenden Problemen mutig und kreativ begegnet - ad absurdum führen.


2. IRONISCH BEHAUPTEN 
Während meiner Studienzeit in Wien war ich fasziniert von der seltsamen Türkenangst einiger Stadtbewohner. Mir war, als schlummerte die alte Angst, über Generationen hin schleichend weitervererbt, noch immer in ihnen: Wie sie vor Wien standen, die Türken, und dann, kurz vor dem totalen Desaster, doch noch abgezogen sind. Wenn man der rechtspopulistischen Partei FPÖ Glauben schenken mag, die im Wahljahr 2006 mit eindeutig türken- und islamfeindlichen Parolen warb, stand der erneute Angriff - eine "Istanbulisierung" Wiens - kurz bevor:

Quelle:  http://www.demokratiezentrum.org/bildung/lernmodule/migration/unterrichtssequenz-2.html

Einige Jahre sind vergangen, es gibt sie immer noch, die türkischen Bäcker und Gemüseläden. Es sind sicherlich mehr geworden - Wien hat sich also längst in Istanbul verwandelt. Wien IST Istanbul! Deshalb wäre es für mich sehr stimmig, das Boot in Wien zu lassen. Am liebsten auf dem Platz mitten vor der Karlskirche.



Quelle Bild: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/62/Karlskirche_Vienna_Front.jpg


Wir überlegen, wie wir es anstellen könnten, die Quetzal in einer Nacht- und Nebelaktion dorthin zu bringen. Wie das Boot dann da so stehen würde, still und stumm, als wäre es einfach so vom Himmel gefallen. Im Schiff ein kleiner Fernseher, auf dem Umuts Videos, Alessandras und Paidas Fotos zu sehen sind. Dahinter ein Schild mit der Aufschrift: "OH, WIE SCHÖN IST ISTANBUL!"

Nur- das Boot wiegt knappe 200 kg und nicht so leicht zu transportieren. Am Karlsplatz sind zu viele Kameras, um das unentdeckt machen zu können. Wir haben kein Geld, um einen Anhänger zu mieten und eine Strafe zu bezahlen, lassen die Idee also fallen.


Inspirationsquelle: www.beltz.de

3. VISUELL ÜBERWÄLTIGENDEN
Andere Ideen? Umut sagt, wie schon mehrmals davor: Oh ja, lasst es uns anzünden! Und ich filme, wie es langsam brennend den Fluss hinunter treibt...

4. PERSONIFIZIEREND ÜBERHÖHEN 
Ich sage: Ja, und dann sammeln wir die Asche ein und die tragen sie in einer Urne feierlich nach Istanbul!

Hm.. Mit den Optionen 2-4  hätten wir uns zwar mit einem kleinen Trick vorm totalen Scheitern unseres Plans "gerettet", aber das vernichtet, was Sergio und ich in langer Arbeit geschaffen haben. Ein Boot, das funktioniert, wieder fahrtüchtig gemacht werden kann. Das Projekt so hart abzubrechen, wäre also irgendwie verschenkt.
.......

[Weiter geht es im Text: TAG 32, Die Entscheidung. Der Plan. Teil II!]



Sonntag, 1. September 2013

TAG 30, Denkpause in den Alpen.

Niederösterreich, Ötscher 

Weil wir in Österreich sind, und es in Österreich hohe Berge gibt, gehen wir wandern. Gemeinsam mit Fiona Brady und Andi erklimmen wir den Ötscher.














Freitag, 30. August 2013

TAG 28, Was nun? Der Kaugummiautomat.


Wien 

Umut muss bald wieder nach Istanbul. Er hat eine Abgabefrist für eine Stipendiumsbewerbung bekommen, einen Flug nach Hause gekauft.

Zum Ende hin waren wir uns uneinig, ob man das Boot mit nur zwei Personen fahren sollte. Sergio meint ja, mit mehr Disziplin, als zuvor würde es schon gehen. Ich bin mir unsicher. Möglich ist es, auf jeden Fall. Nur - macht das noch Spaß? Obwohl wir das gröbste Leck mit Franz Hilfe abdichten konnten, kommt noch immer Wasser ins Boot. Geld und Zeit für eine weiter Reparatur haben wir nicht. Parallel zu segeln, pumpen, paddeln war für drei Personen schon anstrengend. Wollen wir die harte Tour wählen, oder suchen wir uns eine ander Lösung?

Wir sagen beide, klar, wir haben schon gewusst, dass der Moment irgendwann kommt, in dem wir nicht mehr improvisieren, um das Boot wieder wasserdicht zu bekommen oder einen neuen Sonnenschutz zu erfinden. - Sondern, dass wir es zurücklassen und anders weiterreisen müssen.

Jetzt habe ich das alles schon geschrieben, immer wieder gesagt: Wir fahren mit diesem Boot nach Istanbul. Zum Einen, weil wir wussten, wenn wir gar nicht daran glauben, bringen wir die Energie und den Mut dazu gar nicht auf. Zum anderen, weil ich natürlich gehofft habe, dass es klappt. Wir wissen beide, es könnte weiter gehen. Nur: Um jeden Preis?

Ich überlege, was wir tun sollen. Wie unsere Geschichte weitergehen soll. Ob wir versagt haben, wenn wir die Quetzal verlassen und anders weiterreisen.

Am Abend gehe ich auf eine Grillparty. Kurz bevor meine Straßenbahn ankommt, fällt mir ein alter Kaugummiautomat ins Auge. Auf einem Schild steht: "Bei Versagen Knopf drücken." Ohne darüber nachzudenken, drücke ich ihn. Es klimpert, ein Euro fällt heraus.

Donnerstag, 29. August 2013

TAG 27, Die Besatzung auf Landgang in Wien.


Wien

Wir begegnen der Zivilisation, genießen sie und wundern uns zugleich über Vieles.







 






  

Abends verabschieden sich Paida und Lisa von uns. 






CREWMEMBER 4 - PAIDA

Daniel Paida Larsen kommt aus Norwegen.
Er studierte Kunst in Bremen und Berlin.
Paida lebt und arbeitet in Deutschland, Norwegen und Italien.
http://www.paida.no/










Mittwoch, 28. August 2013

METAEBENE, über Vertrauen und Verantwortung - Panik, Entspannung und Disziplin

Menschen auf einem Boot, das ist ein Paradebeispiel für ein Experiment, in dem das Verhältnis von Vertrauen und Verantwortung sichtbar wird. Von Einzelentscheidung und Gruppendynamik.

Kannst Du dem vertrauen, was der Andere hinter vor oder neben Dir gerade entscheidet?

Oder fühlst Du Dich unwohl, mit der Entscheidung?
Kannst Du das trotzdem akzeptieren?
Oder kritisierst Du? Oder greifst sogar selbst aktiv ein? 

(Warum) braucht es Hierarchien an Bord?

Braucht es jemanden der den Ton angibt, andere die den Anweisungen folgen?
Kann die Person wechseln?
Was kann man demokratisch entscheiden, und was nicht?

Was passiert, wenn niemand den Ton angibt?
(Wenn viele gemeinsam aufmerksam sind und zusammen entscheiden, kann es gut laufen.
Wenn viele sich missverstehen, unaufmerksam sind oder die Lage sehr verschieden einschätzen, kann es schief gehen.)

Was, wenn niemand entscheidet? 
(Man treibt am Ufer vorbei. Man kracht gegen die Boje. Je nach Brisanz der Situation.)

Wie entscheidet man, in einer riskanten Situation, schnell und effektiv?

Meine Panik ist nicht Deine Panik. 

Habe ich nur Panik, oder ist die Siutation schon gefährlich?
Ist meine Panik ein Signal?
Ist sie konstruktiv, oder destruktiv?

Bist Du unentspannt, oder einfach nur verantwortungsvoll?
Bist Du entspannt, oder schon fahrlässigt unverantwortlich? 

Wie viel Disziplin und Anspannung gibt sich der Mensch selbst, wenn er sich das aussuchen kann?
Ab wann ist man faul?

Kannst Du es akzeptieren, wenn jemand gerade nichts tun  möchte?
Kannst Du es akzeptieren, wenn jemand gerade ganz hart arbeiten möchte, während Du Dich entspannst? 

METAEBENE - ERSTE AUSWERTUNG

Welche Erwartungen hatten wir? Sind sie eingetroffen? Was haben wir da eigentlich zusammen erlebt? 

Es ist der 26. Tag unserer Reise, der 15.8.2013.
Sergio, Umut und ich waren 3 Wochen auf dem Boot,
Lisa ist seit zwei Wochen dabei, davon eine Woche auf dem Wasser.
Paida kam dazu, als wir den Jachtclub bei Linz nach einer Reparatur verließen, rudert seit einer Woche mit uns.

Außer Sergio und mir verlassen heute alle das Boot.

Wir sitzen im Gras und warten darauf, unsere letzte Schleuse passieren zu können. Beginnen eine erste Auswertung des Projekts. Paida stellt viele Fragen und es kristallisiert sich heraus, dass Sergio und ich unterschiedliche Wünsche für die Reise hatten.

Er: Ein Boot zu bauen, dass die Strecke leisten kann. Ich: Die Donau mit einem Boot bis zum Schwarzen Meer zu befahren. Künstler mitnehmen, die dann auf der Reise ihre Eindrücke verarbeiten.

Im Endeffekt sind wir aber beide mit dem Resultat zufrieden. Wir hatten uns auf eine längere Strecke eingestellt, haben uns von allen Verpflichtungen losgesagt und uns vorgenommen, offen zu sein und auf das zu reagieren, was uns auf dem Weg begegnet. Da ist sie nun, die nächste Situation, die aussieht wie ein Problem, und aus der wir jetzt eine Lösung, eine neue Möglichkeit zimmern wollen! Unsere Entscheidung, wie es genau für uns weitergehen soll, vertagen wir und sprechen weiter über das Erlebte.


WAS MUSS SICH ÄNDERN; DAMIT DIE MOTIVATION HOCH BLEIBT?

THE ROUTINE IS KILLING ME.. 
Unter welchen Umständen würden unsere Mitfahrer dabei bleiben? Welche Veränderungen würde das Projekt brauchen? Umut sagt: "I am an artist. This routine is killing me." Und er hat Recht - neben Paddeln, Nachtlager suchen, Schlafen, Essen..- haben wir kaum Zeit für andere Dinge gehabt. Würden wir mehr Raum geben, für die künstlerische Arbeit, dafür, die Orte am Fluss näher in Augenschein zu nehmen, oder überhaupt mit mehr Muse an schönen Plätzen zu verweilen, dann könnten sich einige vorstellen, sehr viel länger dabei zu bleiben. So wie wir unterwegs waren, flacht die Motivation für eine Besatzung, die nicht aus geübten Extremsportlern, sondern freigeistigen Künstlern besteht, nach maximal drei Wochen erst mal ab.

Es ist interessant zu beobachten, dass sich die Fahrt, je nachdem, welche Leute im Boot sitzen, anders gestaltet. Was; wenn alle Extremsportler oder Abenteuerreisende gewesen wären?

Sergio und ich haben gezielt Künstler ausgesucht, die sich etwas Anderes davon versprechen, als lediglich etwas festere Oberarme und eine ausgiebige Sonnenbräune außerhalb der T-Shirtzone mit nach Hause zu nehmen.

Unsere Mitfahrer wollten zum Teil mehr beobachten, sammeln, erleben und gestalten. Auch wenn ich mir das theoretisch vorher erhofft hatte, zeigt sich die wirkliche Umsetzbarkeit dessen erst auf der Reise. Es ist möglich, die Rahmenbedingungen müssen dem nur besser angepasst werden - wir brauchen mehr Pausen, mobiles Internet und besseres Equipment.


SCHNELL SEIN ODER VIEL SEHEN?

Außerdem standen sich zwei unterschiedliche Erwartungen gegenüber, die erst konträr erscheinen, dann aber miteinander in den Dialog treten mussten, denn anders hätten wir gar nicht weiter machen können: Auf der einen Seite die, weit zu kommen, an körperliche Grenzen zu gehen - auf der anderen Seite die, den Fluss zu genießen, sich weniger anzustrengen und die Eindrücke aufzusaugen. 


DER ALLTAG AN BORD


 
Sergio beim Wasser Auspumpen


Nur totale Multitasking-Genies können Beides leisten. Weil man auf dem Fluss permanent wach sein muss, um Schiffen früh genug auszuweichen, das Boot im richtigen Winkel zu Wellen zu positionieren, auf die Strömung und den Wind zu reagieren, das (noch immer) langsam einsickernde Wasser auszupumpen,  kann man nichts parallel tun, das längere Konzentration als die eines Goldfisches - ca 3 Minuten - erfordert.

Tiefsinnige Gespräche werden regelmäßig von Steuerkomandos unterbrochen. Wenn eine Situation brenzlig wird, verliert schnell jemand die Nerven, wenn er den anderen dabei ertappt, wie er filmt, anstatt zu rudern. Andererseits ist man dann so unglaublich glücklich darüber, wenn es Videomaterial gibt, über Momente, die sich dann ja sowieso haben lösen lassen, auch ohne dass alle gleichermaßen Aktionismus an den Tag legen mussten, fiebrig waren vor Aufregung.


FAZIT

Was wir von dieser Bootsreise erwartet haben, in der praktischen Erfahrung dann wirklich konnten und wollten, haben wir jetzt alle erlebt und verstanden. Wir haben die Alltagsroutine, das Steuern, Segeln und die Gruppendynamik begriffen - und könnten uns jetzt dem Eigentlichen widmen. Nun wäre eigentlich der Moment gekommen, die Weichen für Veränderungen zu stellen. Die Weiterreise so zu gestalten, dass sie alle wieder stimuliert und die Neugier über die Müdigkeit siegen kann. Die Umstände haben sich verändert, was wir jetzt wissen, wird nicht sofort umgesetzt werden, sondern vertagt. Sergio und ich lernen, dass wir selbst noch mehr führen können, klarer definieren sollen, was wir wollen, die Mitfahrer darin einbinden und dann die kleinen Ziele, die wir jeden Tag erreichen, ausreichend markieren und zelebrieren, um den Anreiz, dabei zu bleiben, größer zu machen.


Selbst wenn es nun erst mal vorbei ist mit der Besatzung Nummer 1- sind alle glücklich über diese spannende Erfahrung. Wir saßen alle im selben Boot. Nach kurzer Zeit fand jeder seinen Platz im Gruppengefüge, heraus kam das, was wir uns alle gewünscht hatten: eine intensive Erfahrung, in der wir nur vorankamen, weil wir gemeinsam Lösungen fanden.

Dienstag, 27. August 2013

TAG 26, Die Crew löst sich auf! Wie wird es weiter gehen...?

Traismauer – Altenwörth

Morgens sind alle wie gerädert. Seit einer Woche wird ohne Pause gepaddelt, gerade für Lisa und Paida ist das hart, ihre Körper mussten sich an einiges gewöhnen und sind jetzt am Ende ihrer Kräfte. Außerdem ist die Zeit, die sie zur Verfügung hatten, nun abgelaufen. Paida zieht nach Italien, Lisa schreibt ihre Bachelorarbeit und arbeitet an ihrer nächsten Performance. Auch Umut wird uns verlassen. Hätten wir es bis Serbien geschafft, wäre er geblieben, denn sein Visum für Europa läuft bereits ab. In Belgrad auf uns zu warten ist keine Option mehr, Quetzal ist zu langsam unterwegs. Er will sich für ein Stipendium bewerben und muss sich bald um seine Unterlagen kümmern.



Wir überlegen, was wir tun sollen. Am liebsten würden die beiden am Abend aufbrechen, nach Leipzig und Venedig. Ich finde, sie sollten davor dringend Wien sehen. Also entscheiden wir gemeinsam, dass wir ein bisschen schummeln, das Boot gegen Nachmittag liegenlassen und dann den Rest des Weges mit dem Zug zurücklegen.

Es geht unglaublich zäh voran, vor uns liegt eine Schleuse, die Donau ist mehr See und stehendes Gewässer als flinke Wasserstraße. Wir freuen uns trotzdem darüber, dass wir an unseren Geburtsdaten vorbeikommen, den Kilometern: 1988, 1984, 1980 und 1979.

Nach 10 km und einigen Stunden erreicht das Boot das Kraftwerk Altenwörth. Weil die Sportbootschleusung erst in 45 Minuten beginnt, binden wir Quetzal an der Kaimauer fest, legen uns in Gras und haben Zeit, uns über den Verlauf der Reise auszutauschen. (Was dabei herauskam lesen Sie im nächsten Post: METAEBENE - ERSTE AUSWERTUNG.) Gerade hat sich für fast alle etwas ergeben, das sie zurückruft vom Fluss. Sergio und ich hatten gehofft, dass Umut noch bleiben könnte, müssen aber mit den neuen Gegebenheiten umgehen. An sich wurde das Boot für zwei Personen gebaut, weiterzufahren ist für uns immer noch möglich. Wie es uns zwei Kajakfahrerschon kurz nach Deggendorf vorhergesagt hatten, ist: "..die Fahrt bis zum Schwarzen Meer möglich, solange ihr sehr viel Zeit habt..."
Was wir genau tun werden, entscheiden Sergio und ich in den nächsten Tagen.

Der Lautsprecher krächzt: "Achtung, fertig machen zur Schleusung!" und reist uns aus unseren Gedanken.
Alle springen an Bord und rudern los. Außer uns ist kein anderes Schiff zu sehen, wir sind die einzigen in der Schleusenkammer und finden das einen krönenden Abschluss für den ersten Teil der Reise des "Boat to Istanbul".


PARKPLATZSUCHE 
In einem Altwasserarm suchen wir einen Ort für das Boot. Es gibt keine Strömung, viele alte Schiffe liegen verwaist am Ufer, der Ort scheint optimal zu sein. Als Sergio aussteigt, um uns zu ziehen, versinkt er knietief im Schlamm. Mit Hilfe der Paddel schieben wir uns bis wenige Meter vorm Strand vorwärts, dann zerren wir die Quetzal gemeinsam ans Ufer und machen sie wetterfest.





AUF DER SUCHE NACH EINEM BAHNHOF 
Als unsere Füße wieder festen Boden betreten, schwankt er für Lisa noch immer ein bisschen, Gehen fühlt sich ungewohnt an. Mittlerweile ist es sieben Uhr abends geworden. Wir streifen durch einen schönen verwunschenen Wald, er ist grün und verwachsen, Ranken und Bäume duften süß.

Im nahen, winzigkleinen  Dorf fragen wir nach Bussen, Zügen. Ein alter Mann antwortet uns freundlich, muss uns leider in den nächsten großen Ort schicken, hier gibt es so etwas nicht. Die Sonne steht schon tief, wir hoffen den Bahnhof vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Als wir gerade am kleinen Fußballplatz vorbeigehen, zwischen den Feldern, hält ein Auto neben uns. Der alte Mann hat sich ein Herz gefasst, er lächelt stolz und fährt uns in zwei Fuhren nach Kirchberg am Wagram. Dabei erzählt er mir, dass sie eine Art „vergessenes Dorf“ seien. Alles sei nach und nach verschwunden, die Läden, die Schule, die jungen Menschen. Trotzdem, er sieht fröhlich aus, seine Miene ist hell und gütig und er grinst fröhlich in sich hinein, als wir ihm überschwänglich für die Hilfe danken.

Nachts erreichen wir Wien. Gerhard bringt uns in der Wohnung seiner Nachbarin und guten Freundin Theresa unter. Als uns auffällt, dass wir uns alle in der kleinen Küche aufhalten, obwohl die Wohnung mehr Platz zu bieten hat, merken wir, wie sehr wir es schon gewöhnt sind, auf engem Raum zusammen zu leben.

Nach dem Essen fachsimpeln Umut und Gerhard über Kameras, Gerhard ist Sound- und Videokünstler und arbeitet unter dem Pseudonym PRCLS.

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TAG 25, Treffen in Traismauer

Fiona in wien// Die anderen durchfahren die Wachau 

Ich schlendere verkatert durch Wien. Drei Jahre habe ich in dieser Stadt gelebt, war lange nicht mehr hier. Ich erkenne Orte wieder, doch ihr Zusammenhang verwischt sich, ich verliere mich. Zwei Cafés, die ich besuchen will, haben geschlossen. Sommerferien, Renovierung. Im Dritten bleibe ich hängen, lasse zwei Züge ausfallen.

Paida schreibt in einer Sms, dass sie sich in der Nähe von Traismauer niedergelassen haben, direkt neben dem Kilometerschild: 1990. Der Zug aus Wien zuckelt eine Stunde in den Abend hinein. Die Sonne färbt Wolken rosa und orange, ein dramatisch schönes Augenkonzert verklingt über mir während der drei Kilometern Fussweg - vom Bahnhof an Feldern entlang durch ein Waldstück - zum Wasser. In der Dämmerung suche ich die anderen am Fluss, es wird dunkel. Kellner aus einem Lokal mit Donaublick können mir kaum helfen - die Menschen auf dem Wasser orientieren sich anders als die am Land. Erst vermuten sie den Ort 10 km weiter flussabwärts, ich schlucke, sie denken noch einmal nach, und wir einigen uns auf 2 km donauaufwärts.
Die Schatten verschlingen Farben und Konturen. Die Ohren gespitzt, aufmerksam. Zwei Autos treffen sich auf dem Feldweg unterhalb des Damms, von Büschen verdeckt. Dubios? Mafiageschäfte? Drogenkuriertreffpunkt? Nein. Doch Fischer. Lautlos husche ich an ihnen vorbei, flüstere "Servus" und fange 100 Meter später an zu singen. Mich ankündigend, weil nicht mehr sichtbar, wenigstens hörbar für die, die ich suche. 1990 sehe ich niemanden, ich rufe laut, viele bekannte Stimmen antworten, und wir finden uns. 
Am Lagerfeuer berichten wir uns gegenseitig von dem, was wir erlebt haben. Die Wachau war wunderschön, Wien auch, Paida hat sich den Magen verdorben und ist glücklicherweise wieder auf dem Weg der Besserung.

Dienstag, 20. August 2013

TAG 24, Wachau und Wien zugleich


Kurz vor - Melk, Wachau // Melk - Wien 

Bis zur Schleuse Melk ist die Strömung gleich null. Ein Kajakfahrer nähert sich, wir unterhalten uns. Er ist auf dem Weg nach Belgrad, ist Dozent und genießt es, jede Sommerpause einen Teil der Strecke bis zum Schwarzen Meer zurückzulegen. Sein Ziel wird er schon innerhalb einer Woche erreichen, paddelt etwa 70 km am Tag und versucht sich auf 100 zu steigern. Wir sind etwas neidisch, nehmen aber sein Kompliment „Schönes Boot“ mit stolz geschwellter Brust dankend an.



IN DER STADT

Weil ein Freund von mir heute Geburtstag hat, beschließe ich nach Wien zu fahren. Ich lasse mich kurz vor der Schleuse absetzen, laufe mehrere Kilometer am Fluss entlang. In Melk bestaune ich die wunderschönen Gebäude und das Kloster, verlaufe mich, finde nach mehreren Umwegen die Autobahn-Tankstelle. Lange stehe ich am Straßenrand. Erst nimmt mich niemand mit, doch dann geht es Schlag auf Schlag. Ein Geschäftsreisender bringt mich nach St. Pölten, wo ich nur eine halbe Minute an der Autobahnauffahrt stehe, als schon ein freundlicher Mann aus China anhält, den ich bis Wien begleite. Aus dem Lautsprecher plätschert chinesische Popmusik.

Mein Freund Gerhard freut sich, als ich ihm nachmittags auf der Straße entgegen laufe. Meine Füße sind schmutzig, mein Gesicht sonnenverbrannt. Nach der Dusche, mit anderen Klamotten erkennt mich niemand mehr.

Es wird abend, wir machen Barbeque auf der traumhaften Dachterrasse. Ich heize den Kohlengrill an, beschmiere mich dabei über und über mit schwarzem Staub und bin irritiert, weil hier Menschen ihr Essen auf dem Feuer kochen, so nur zum Spaß, während es für mich schon zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

Junge, schöne, kreative Wiener Künstler und Akademiker haben sich versammelt, wir teilen einen intensiven Abend und um Mitternacht gibt es Kuchen, der innen knallrot ist und außen eine weiße Creme mit Himbeeren trägt.

Es fängt an zu regnen und ich denke an meine Truppe, da draußen. Als sich die Wolken verziehen, erinnern wir uns, dass heute Nacht unglaublich viele Sternschnuppen fallen sollen. Leicht angetrunken kneife ich die Augen zusammen und kann doch nichts erkennen, zu blass ist der Himmel, zu hell vom Stadtlicht.


AM FLUSS

Derweilen erleben meine Kumpanen eine gefährliche Situation in einer Schleuse, werden beinahe zwischen Steinen und einem Frachtschiff eingeklemmt. Dann passieren sie die Wachau, werden durch ihre Schönheit für alles entschädigt. In der regnerischen Nacht, in der die Sterne ungesehen fallen, machen sie ein rauchiges Feuer, unter einer von Franz Plastikplanen.


TAG 23, Wakeboarding Party

Kurz hinter Ybbs -  kurz nach Grein

KEINE ARBEIT, KEIN GELD...

Nachmittag, die Sonne brennt, als wir an einer Party vorbeikommen. Die Musik gefällt uns. Vor einem Gasthaus am Ufer sind ein DJ Pult und eine Getränkebar aufgebaut. Wir winken, der DJ heißt uns über Mikrophon willkommen und lädt uns ein, mitzufeiern. Er macht Witze darüber, dass wir es aber wohl nicht schaffen werden, denn derweilen sind wir schon fast an ihm vorbei getrieben. Doch- wir mobilisieren unsere Kräfte und legen gegen den Strom an.





Als wir auf den Steg springen, sind die Leute so gar nicht gastfreundlich. Nur ein Paar mit kleinen Kindern spricht uns an, der Rest starrt an uns vorbei. Wir fragen an der Bar nach „Piratenpreisen“, bekommen keinen Rabatt, trinken nichts, erfahren aber, dass es sich um einen Wakeboarding- Wettbewerb handelt. Erst überlegen wir zu warten, dann kommen nette Jungs mit Käppies auf mich zu, stellen einige Fragen, um dann gleich zum Eigentlichen überzuleiten, dass sie uns bitten würden, wieder zu gehen, damit wir später nicht dem Rennen in die Quere kommen.

Aus dem Lautsprecher tönt: „Keine Arbeit, kein Geld..“ Irgendwas sehr Lässiges von wegen: Ich hab das alles nicht, aber trotzdem chille ich in der Sonne und bin ziemlich entspannt dabei. Neben uns legt das Motorboot für den Wettbewerb ab. In ihm sitzen junge Männer mit Schirmmützen und bunter Markenkleidung auf weißen Ledersitzen, das Boot sieht teuer aus, so etwas in Richtung Gangsterrapper Musikvideo. Gegenüber ein weißes kleines Schloss, Miniatur-Neuschwanstein.

Mir fällt ein, wie ich im Mai so gar nicht mit der Graffittibemalung unseres Bootes einverstanden war, die es verpasst bekam, während es bei einem Festival ausgestellt wurde. Ich wollte nicht, dass wir aussehen wie dosenbiersaufende Hippies. Egal was wir tun, im Vergleich zum Wakebordingfest sind wir extreme Blumenkinder, auch wenn wir vom Gefühl her nur ein bisschen dreckig, ein bisschen idealistisch, ein bisschen antikonsum und ein bisschen arm sind.


GREIN
Abends nähern wir uns Grein, einen kleinen schmucken Ort am Fluss mit belebter Hafenpromenade, der uns schon mehrmals wegen des guten Eiscafés ans Herz gelegt wurde. Lisa und ich lassen uns am Ortsrand absetzen, gehen Essen einkaufen. Die Jungs parken das Boot im Jachthafen.



 Bei Sonnenuntergang erreichen wir ein schönes Ufer hinter Grein, die Zelte stehen auf einem schmalen Streifen zwischen Radweg und eine Fischteich. Im Halbschlaf höre ich die Fische springen.

TAG 22

Au - Schleuse Ybbs-Persenbeug -einige Kilometer danach



Morgens kommt genug Wind und Sonnenschein zusammen, dass unsere Sachen trocknen können. Die Rettungsplane hängt übers Brückengeländer, verabschiedet sich und fliegt in den kleinen Fluss. Paida und ich sprinten ihr am Ufer hinterher, fischen sie wieder heraus. Rennen mit jeweils einem Ende in der Hand über die Wiese, vollführen Sprünge und wedeln sie auf und ab. Sie bekommt ein Eigenleben, rast auf unsere Freunde zu wie ein schwarzes fliegendes Monster. 





Bevor wir ablegen, versuchen Lisa und Paida aus der Plane ein Wind- und Regendach zu bauen. Umut und Sergio sitzen an Land und sehen ihnen dabei zu. „Come, sit, its like television“ sagt Umut, und ich geselle mich zu ihnen. Es wird sonniger und wärmer.

Später haben wir guten Wind. Sergio sitzt auf der Spitze und positioniert das Segel.
An einem Campingplatz kommt Franz mit dem Motorrad vorbei. Er bringt uns eine Flasche Wein, Blauburgunder, der heißt wie er. Wir lachen, unterhalten uns ein bisschen, er freut sich dass wir den Regen gut überstanden haben. Er trifft uns noch einmal an der Schleuse Ybbs-Persenbeug und überredet zwei Motorbootfahrer, uns durch die Schleuse zu helfen, die mehr tun als das – uns sogar gekühlte Getränke reichen. [siehe auch den Eintrag „I kill you, Schleuse“ vom 13.8.13]



Als wir wieder ins Fahrwasser kommen, winkt uns Franz vom Ufer aus nach. Wir machen Picknick, während uns die Strömung weiterträgt. Vier paddeln durchgehend, wir sind sehr viel schneller als zuvor. Wir brechen unseren Rekord von 24 km und schaffen 33.

Samstag, 17. August 2013

TAG 21, Teil II

UNWETTER

Kurz vor Mauthausen fängt es an stark zu regnen. Es donnert und blitzt, der Wind reißt am Segel, wir holen es ein. Wir ziehen Jacken an und bewundern den Fluss, der um uns gesprenkelt wird von Regentropfen. Kurz diskutieren wir darüber, ob wir stoppen, das Unwetter abwarten sollen. Ein Feuerwehrmann rudert an uns vorbei, er steht in einem hölzernen Boot und kreuzt den Fluss. Wir fragen ihn nach seiner Meinung. Er sagt, eine schlechte Idee sei es nicht, der Wolkenbruch wäre aber auch bald vorüber. Weil wir uns zu lange nicht entscheiden können, zieht ein verlockender Sandstrand an uns vorbei, danach ist das Ufer zu steinig und notgedrungen paddeln wir weiter.




Dabei denke ich über Blitzeinschläge in Segelmasten nach. Unseren krönt ein metallener Flaschenzug, ganz oben, wie ein Weihnachtsstern reckt er sich in den Himmel, zieht das jetzt Blitze an? Ob wir den Mast jetzt runter nehmen sollten? Doch dann wären unsere Köpfe der höchste Punkt im Fluss... Auch diese Entscheidung verschleifen wir, die einen sind sich sicher, dass Angst fehl am Platz ist, die anderen ziehen die Schultern hoch und beobachten mit gerunzelter Stirn die Wolken.
Der Donner wird leiser, die Blitze schlagen wo anders ein und das Wasser hüpft über unter und um uns herum und tanzt Salsa.


In Mauthausen legt die Quetzal am linken Flussufer an einem Steg an. Alessandra will nach Wien, in einigen Tagen geht ihr Flug zurück nach Barcelona. Wir sind nass, die Strömung zupft am Boot und während sie ihre Sachen zusammensucht, hupt es. Sehr nah ist sie, die Fähre, auf deren Liegeplatz wir gerade falschparken. Schnell finden wir Lösungen, unsere Aktionen greifen ineinander und ohne Drama räumen wir den Platz, halten das Schiff von glischigen Steinen am Rand aus, wackelig und dennoch sicher genug um so einige Minuten verharren zu können. Der Fährmann ist kulant, wir sollen nur etwas rutschen und zwischen seinen Fahrten können wir das Boot wieder an den Steg ziehen.
Wir verabschieden Alessandra, danken ihr für die schöne Zeit und die wundervollen Fotos. Sie macht sich auf, wird sich zum nächsten Bus durchfragen.

Nachmittags ruft Franz an. Er hat uns Donaukarten kopiert, und möchte uns am Fluss treffen. Kurz nach dem Jachthafen Au finden wir uns, er steht mit einem Freund am Ufer. Weil wir nicht gut anlegen können, halten wir uns mit den Paddeln an Steinen fest. Franz wirft uns verschiedene Reperaturmaterialien ins Boot, Schnur, den Ordner mit Flusskarten und zwei große schwarze Plastikplanen. Der Wind drückt uns zu nah an die Steine heran, ein Holzruder bricht mit lauten Knacken.
Als wir ablegen, fahren Franz und sein Freund noch ein wenig im Schritttempo neben uns her.

Endlich können wir wieder wild campen. Wir finden eine Wiese neben einem kleinen Bach am Straßenrand. Unser Feuer knistert. Dann wird das Unwetter immer stärker. Im Platzregen schaffen wir es noch, Nudeln zu kochen und zu essen. Die Teller füllen sich mit Wasser. Sergio bibbert, er hat das Boot festgebunden und war dabei die meiste Zeit bis zur Brust im Fluss.
Alle verziehen sich in die Zelte. Paida, Sergio und ich gehen in unser Zelt und bemerken, dass es anfängt auf unsere Köpfe zu tropfen. Franz Plane rettet uns. Wir decken die sie über das Zelt. Innen hören wir sie flattern, das Geräusch ist unglaublich laut, der Regen trommelt, der Wind rupft, reißt und wabert mit der Plane, als wollte er uns in die Höhe heben und mit sich nehmen.

Videos: Umut Vedat

TAG 21, Teil I



Jachthafen bei Steyregg - kurz hinter Au an der Donau


WIR VERLASSEN DEN JACHTHAFEN
Morgens weckt uns Franz, er bringt unser Boot und als wir aus unseren Zelten krabbeln ist er schon wieder weg, in der Arbeit. Bis wir gepackt haben, einen kurzen Schauer abwarten, ist es später Vormittag. Ich pinne die Blogadresse an die Clubtür, schreibe „1000 Danke für alles“ und wir legen ab. Hermann folgt uns mit dem Schlauchboot und begleitet uns ein kurzes Stück. Sein Hund Razzi (Razzia) steht in stolzer Pose am Bug, reckt die Nase in den Wind.




Ein Radfahrer stoppt immer wieder, gibt diverse Tipps für gute Rastplätze in der Nähe. Immer wieder fällt ihm noch etwas ein, wir bewegen uns so langsam, dass er neben uns herschieben kann.




 
Hinter der Quetzal dümpelt unser neuer „Kühlschrank“, ein Nudelsieb mit improvisiertem Schwimmring aus Luftpolsterfolie.
Wir passieren eine Schleuse, der Radfahrer wartet dahinter wieder auf uns, er ist zu weit weg, als dass wir ihn hören könnten, wir winken und lächeln, rufen: „Danke!“







Videos: Umut Vedat

Freitag, 16. August 2013

CREWMEMBER 3 - LISA



Lisa Herms ist Performerin und Dramaturgin. Sie lebt in Leipzig. Ihre nächste Arbeit wird im Herbst 2013 im Rahmen im LOFFT Leipzig zu sehen sein.

CREWMEMBER 2 - UMUT



Umut Vedat ist Foto- und Videokünstler und lebt in Istanbul. Er arbeitet freischaffend, u.a. für Reporters Sans Frontières. Die Videos, die auf diesem Blog zu finden sind, stammen von ihm.

http://umutvedat.com/
http://vimeo.com/umutvedat
http://www.youtube.com/user/umutvedatt

Dienstag, 13. August 2013

I KILL YOU, SCHLEUSE

TAG 23, 11.8.13

So sieht es also aus, wenn wir in der Schleuse sind. Dem gefährlichsten Ort, so sagt man uns, im ganzen Fluss. Nach fünf Schleusen sind wir bereits alte Hasen. Wir zittern nicht mehr durchgehend vor Anspannung, sondern schaffen es mittlerweile Kekse zu essen und Witze zu erzählen.

Hier seht ihr uns am Kraftwerk Ypps-Persenbeug. Zwei sehr freundliche Motorbootfahrer aus Spitz in der Wachau, halfen uns. Sie waren so freundlich uns in die Schleuse, durch die Schleuse, und aus der Schleuse heraus zu begleiten. Dazwischen reichten sie uns eiskaltes Radler. Umut- der morgens darüber genörgelt hatte, dass noch kein Boot auf die Idee gekommen sei, uns kühle Getränke anzubieten, schließlich ist unser Kühlschrank wenig leistungsfähig und die motorisierten haben ganze Minibars an Bord - war im siebten Himmel.

Wir danken Franz Kaiser für die Fotos.