Mittwoch, 4. September 2013

TAG 33 - 35, Der Sturm.

Wien und Tulln. 
 
DAS VORHABEN
Wir wollen das Boot von Altenwörth bis zum Altarm in Greifenstein, hinter der nächsten Schleuse, paddeln. Auf dem Weg will ich herausfinden, ob ich mir vorstellen kann, sogar noch etwas weiter zu rudern, vielleicht doch bis Bratislava? Umut kann nicht mehr mitkommen, wird morgen wieder nach Istanbul fliegen. Es wird unser erster Versuch werden, es nur zu Zweit zu bewegen.

Vielleicht sind meine Bedenken unbegründet, und ich kann es noch eine Woche länger genießen, Seemann zu sein? Sollte dem nicht so sein, wird die Quetzal im nächsten Altarm einige Zeit liegen bleiben, Sergio kann ausreisen und ich werde mich dann mit genügend Zeit weiter um das Boot kümmern.


 30 Flusskilometer liegen vor uns. Wir planen das in 3 Tagen zu schaffen.

WIEN - ALTENWÖRTH
Sergio und ich leihen uns zwei Fahrräder aus.
Der Vormittag ist vielversprechend sonnig, wir trödeln und erreichen das Boot am Nachmittag. Es steckt im Schlamm fest, so wie wir es zurückgelassen haben. Wenigstens ist kein Wasser eingedrungen. Sergio bereitet es auf den nächsten Tag vor, watet im zähen Matsch hin und her und wird davon unglaublich erschöpft. Ich koche im Lagerfeuer, nach dem Essen fallen wir ins Bett.

ALTENWÖRTH - TULLN
Am nächsten Morgen legen wir ab, noch immer ist es sonnig, mäßig windig, wir kommen bis Tulln gut voran. Leider verpassen wir eine Freundin, die zu uns stoßen wollte, weil unser Handyakku den Geist auf gibt. Gegen Abend ziehen dunkle Wolken auf, der Wind dreht und bläst uns ins Gesicht, weshalb wir kurz nach Tulln früher anlegen, als geplant, und uns neben dem Fahrradweg häuslich niederlassen. Immerhin haben wir es 19 km weit geschafft, haben nur noch 10 km bis zum nächsten Zwischenziel vor uns.
Außerdem zeigt sich, dass kaum mehr Wasser von unten ins Boot sickert. Ein Lichtblick!

TULLN
In der Nacht regnet es stark und es kühlt ab. Der Wind weht immer noch unerbittlich, von vorne. Wir verbringen den Tag im Zelt und essen Gugelhupf, hoffen auf besseres Wetter. Spaziergänger, die mehrmals täglich ihre Hunde am Donaufußweg an uns vorbei Gassi führen, wundern sich, dass wir nachmittags immer noch da sind: "Na, schlafen die??! Hallooooo!!!"
Wir rufen zurück: "Sind mit dem Boot unterwegs und warten besseren Wind ab..."
Sie antworten lakonisch: "Na, das wird morgen auch nicht besser...." und ziehen wieder ab.
Wir schlucken trocken.. Und schlafen früh ein.

TULLN. DER STURM
Am nächsten Tag ist es erst sonnig, doch bis wir alles gepackt haben, ziehen Wolken auf. Der Ostwind ist immer noch da, keine Aussicht auf Windstille. Wir beschließen, es trotzdem zu versuchen, 10 km sind schließlich nicht die Welt.

Auf dem Wasser sieht es schlimm aus. Die Wellen schlagen hoch, wie auf dem Meer. 

Quelle: www.wetter-infos.net
Zumindest fühlt sich das für mich so an... 

Der Wind schiebt uns, mit offenem Segel beträchtlich- mit geschlossenem aber kaum weniger unangenehm - hin und her. Man rudert mit voller Kraft - auf der Stelle. Verbissen strengen wir uns noch mehr an. Mein rechtes Handgelenk beginnt zu schmerzen, ich habe es vor einer Woche zu stark belastet. Sergio versucht uns vom Wasser aus schwimmend vorwärts zu ziehen. Die Donau ist kalt. Das Boot bewegt sich kaum. Ich fühle mich machtlos.Werde panisch.

In zwei Stunden kommen wir einen Kilometer weit.
Ich verliere die Nerven. Wir brechen ab.

Als wir das Boot festbinden, sind wir noch in Sichtweite zu unserem letzten Ankerplatz. Eine Stunde lang machen wir es wetterfest, bedecken das Schiff mit Plastikplanen. Danach nehmen wir die Räder und strampeln im immer stärker werdenden Regen am Fluss entlang, zurück Richtung Stadt. Knappe 30 km liegen noch vor uns. Auf halber Strecke stellen wir fest, dass wir das Fahrradschloss im Boot vergessen haben...
Glücklicherweise kommt eine Passantin mit Hund vorbei und leiht uns ihr Handy. Unsere Freund sind damit einverstanden, dass wir ihnen für die nächsten Tage ein anderes Schloss organisieren, also können wir weiterfahren und kommen abends, tropfnass, todmüde, wieder in Wien an.

Mein Blick fällt auf ein Plakat...

Quelle: www.derStandard.at
Naja...


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