Donnerstag, 5. September 2013

TAG 39, Letzte Fahrt.

Tulln - Greifenstein 

Am 4. Tag scheint die Sonne wieder.
Die S-Bahn bringt uns nach Tulln, nach kurzem Fußweg stehen wir vor der Quetzal, die vom Regen schwer geworden und hinten rechts arg abgesackt ist. Das Wasser lässt sich ausschöpfen, nach knappen 1,5 Stunden brechen wir auf.

Der Wind steht günstig. Ein bisschen foppt er uns, dreht immer wieder, kommt von links, rechts, links, rechts. Wir fahren zickzack, immerhin geht es so schneller - und was am Wichtigsten ist: Vorwärts und nicht Rückwärts.

Für die 10 Kilometer bis zur Schleuse brauchen wir nur vier Stunden.
Die Erinnerung an den Tag mit Sturm, an dem wir in zwei Stunden nur einen Kilometer weit kamen, rückt in weite Ferne, erscheint seltsam absurd.

Am Kraftwerk Greifenstein geraten wir an den ersten Beamten, der sich dafür interessiert, woher wir kommen. Ich bin sehr stolz, und sage: "Aus Deggendorf!" Er meint, er wundere sich nur, wie es sein könne, dass die anderen vor ihm uns so sang- und klanglos haben passieren lassen... Für so ein Gefährt verlange er normalerweise eine Sondergenehmigung. Schleusen könne er uns ausnahmsweise doch, jedoch nur, wenn wir den Ablauf für die anderen Schiffe nicht verzögern würden. Er bittet uns, das Boot bis knapp vor die Schleuse zu paddeln, in der Mitte zu halten und dann direkt nach dem nahenden Passagierschiff- schnell!! - in die Kammer einzufahren.

Das Schiff kommt nach wenigen Minuten. Es ist klein und windschnittig, langezogen und niedrig, mit schicken roten und blauen Beschleunigungsstreifen an den Seiten. Die Passagiere sitzen in Reihen hintereinander, wie in einem Bus oder Flugzeug. Ein bisschen sieht es aus wie ein Verkehrsmittel im Sciencefictionfilm. Durch die Heckscheibe sehen wir zwei Frauen, die ein Baby an den Händen halten, das auf seinen feisten Beinchen wacklig zu tanzen scheint. Wir winken. Sie winken. Lachen. Auf der Rückseite steht ihr Reiseziel: Bratislava.

Der Schleusenmann hat es eilig, das Wasser sinkt schneller als gewöhnlich. Wir sind zu dritt in der Kammer, ein Frachtschiff und die Bratislava-Rakete lassen die Motoren laufen und wir wackeln auf und ab, sind aber erfahren genug, um die Kontrolle über unser Boot zu behalten. 

Beim Ausfahren krächzt der Lautsprecher etwas Unverständliches, wir zucken mit den Schultern, der Beamte steckt den Kopf aus dem Fenster und wiederholt: "Gleich rechts halten!"

Auf die Schleuse hält bereits das nächste Schiff Kurs, wartet mit Sicherheitsabstand, wir sind also nicht in Gefahr. Trotzdem, paddeln wir so schnell wir können und biegen kurz nach der Schleuse endlich in den Altarm Greifenstein ein.


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