Samstag, 20. Juli 2013

02. WIE ES ZU DER IDEE KAM


Frühjahr 2011. Bei einem Spaziergang am Kanal in Berlin, sprachen Sergio und ich über unsere geplante Reise, deren erste Station Istanbul sein sollte. Wir überlegten, wie man am interessantesten in die Türkei kommen konnten. Im Wasser vor uns ankerten mehrere kleine Hausboote. Sergio sagte, halb im Scherz: Ich kann ein Boot bauen. Ich fand die Idee großartig und erzählte allen unseren Freunden davon. Die attestierten uns Größenwahnsinn und fanden, dass das nicht möglich sei, weshalb Sergios Erfindergeist ungeheurer stimuliert wurde. Und aus Witz wurde Ernst.

Wir teilten die Aufgaben auf. Ich verdiente am Theater unseren Lebensunterhalt. Er recherchierte zwei Monate lang in Internet und Bibliothek, malte Zahlen und Bilder auf Papier - und hatte am Ende ein Boot entworfen, das groß genug war, um uns und unser Gepäck die Donau hinunter bis zum Delta zu tragen. Das Modell aus Obstkistenholz, im Maßstab 1:10, schwamm im Bach wie eine Eins. 
Im Sommer verschenkte ich meinen Besitz, bis auf drei Kisten. Die Wohnung wurde aufgelöst und Sergio und ich gingen nach Bayern, wo wir im Garten meiner Familie neben dem Hühnerstall anfingen zu hämmern und zu sägen.
Wir bauten das Boot aus Recyclingmaterial. Das, was andere nicht mehr brauchten, ihnen zur Last fiel, weil es ihre Garagen und Speicher blockierte, war für uns wertvolles Baumaterial. Das meiste Holz fanden wir bei meiner Familie. Reste von Umbauten, vom Zaun, das alte Bett meiner Eltern, eine Tür. Die Nachbarn wurden neugierig und spendeten Dachlatten. Bekannte gaben Restholz und Klickparkett. Am Schluss kauften wir etwas dünnes Sperrholz, Glasfaser und Polyesterharz.

Bootsfakten
Maße - 4,5 x 1,6 m
Material - Holz, Styropor, Glasfaser
Antrieb - Ruder, Segel
Zeit um es zu bauen - drei Monate 
Kosten - 350 Euro




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